GRÜNE-Veranstaltung: Investorendruck versus Denkmalschutz

Mit folgendem Text wurde von der Landtagsfraktion der GRÜNEN zur öffentlichen Debatte „Investorendruck versus Denkmalschutz?“ am Dienstag, dem 16. Mai um 19 Uhr in das Grüne Büro, Schlüterstr. 7, in den Dresdner Osten eingeladen:

Schloss Übigau, die Robotron-Kantine, das Pinguin-Cafe, mehrere Villen in Blasewitz, der Fernsehturm in Pappritz – immer mehr Kulturdenkmale stehen im Fokus. Dabei reicht die Bandbreite von drohenden und leider teilweise bereits erfolgten Abrissen über Rettungsversuche bedrohter Kulturdenkmale bis hin zur Frage der Nachnutzung mit ihnen. Wir wollen uns gemeinsam mit fachkundigen Denkmalpflegern, lokalen Akteuren und interessierten Bürgerinnen und Bürgern austauschen: Inwieweit schwächt der zunehmende Druck von Investoren in der boomenden Stadt Dresden den Denkmalschutz? Welche bürgerschaftlichen Aktivitäten gibt es? Welche Erfolge und Erfolgsstrategien haben diese Bemühungen? Welche Alternativen gibt es zum drohenden Abriss? Wie kann bürgerschaftliches und Verwaltungshandeln gestärkt und kombiniert werden? Welche erfolgreichen Initiativen existieren bereits in Sachsen? Welche Einflussmöglichkeiten hat der Freistaat finanziell und gesetzgeberisch?
Wir laden Sie herzlich ein, mit uns zu diskutieren.

Podiumsgäste:
Andreas Hirt
Architekt, Regionalgruppe Dresden der Leipziger Denkmalstiftung
Thomas Löser
Fraktionsvorsitzender, GRÜNE-Stadtratsfraktion
Matthias Hahndorf
ostmodern, Bürgerinitiative für die Dresdner Architektur der Nachkriegsjahre bis zum Ende der DDR 1990
Vertreter*in,
Amt für Kultur und Denkmalschutz (angefragt)
Moderation:
Wolfram Günther
Sprecher für Stadtumbau und Denkmalschutz, GRÜNE-Landtagsfraktion Sachsen

Natürlich fühlten wir uns angesprochen und sind zugleich enttäuscht, dass das Sachsenbad im Einladungstext nicht erwähnt wird. Ist das Sachsenbad nicht gleichbedeutend mit den genannten Denkmalen? Ist das Sachsenbad nicht in den Köpfen der GRÜNEN-Fraktion dominant verankert? Ausgestattet mit einem Vorabzug unseres taufrischen Nutzungskonzepts habe ich mich also auf den Weg gemacht – und wurde von der Veranstaltung bitterböse enttäuscht.

Das Gute zuerst: die einführenden Vorträge waren sehr informativ und hoffnungsvoll stimmend. Alle Redner schilderten überzeugend, wie sie sich im Denkmalschutz engagieren und wo sie Probleme und Grenzen sehen. Ob Satzung, Gestaltungsfibel, webblog, Führungen – alle sorgen sich um das schwindende Bewusstsein für Erhaltenwertes und wollen die Gesellschaft (oder auch nur die Investoren) reglementierend, kontrovers oder auch schulend sensibilisieren. Erwähnenswert zur dieser Thematik ist der Beitrag von Hr. Storz (Forum Baukultur), der die Bewusstseinsschulung wieder (?) in der Schulbildung verankern möchte.

Mein Lichtblick des Abends war die Präsentation der Internet-Platform www.denkmalradar.de durch Hr. Hirt. Hier können um Bauwerke besorgte Bürger Gebäude erfassen. Diese Liste ist quasi eine Vorstufe für die im Amt geführte Denkmalliste. Außerdem ermöglicht sie die Kontaktaufnahme zu anderen Personen, die sich um das gleiche Bauwerk sorgen. Und schließlich werden Geschichten, Fakten und Geschehnisse zum Bauwerk dokumentiert. Bestenfalls endet das in erfolgreichen Sanierungswegen, die für Nachahmer zur Einsicht parat liegen.

Hier habe ich das einzige Mal am Abend einen Ansatz erkannt, dass bürgerliche Aktivitäten geschätzt werden indem Austausch und Unterstützung angeboten wird.

Die übrige Zeit wurde mit Redesalven zu Themen wie „Was ist schön?“, „Wer entscheidet, was schön ist?“, „Warum kann das Amt für DMP und Arch. so wenig ausrichten“?, „Warum kann das Liegenschaftsamt losgelöst vom Denkmalschutz veräußern?“, „Warum gibt/gab es Fördergelder für Abriss?“ „Warum kann/konnte bei Gebäude xy noch nichts ausgerichtet werden?“ usw. vertan. Nur ein versöhnlicher, kurzer und ausdrucksstarker Satz fiel am Ende des Redebeitrages von Hr. Löser, als er die aktuellen Brennpunkte in Dresden aufzählte: „Das Sachsenbad (Pieschen) – ein Rießenthema!“ Also doch!

 

 

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